Gemeinschaftlicher Vogelschutz auf dem Hammelwarder Sand

Alle EU-Vogelschutzgebiete bilden mit den sog. FFH-Gebieten das europaweite Netzwerk NATURA 2000 – deren Schutzgebiete müssen neben dem Gemeinschaftsrecht der Union auch über nationales Recht „gesichert“ werden. Diese Sicherung wurde durch die Verabschiedung des Landschaftsschutzgebiets (LSG) „Hammelwarder Sand“ im Dezember 2022 abgeschlossen. Das LSG umfasst eine Größe von 319 ha und reicht von der Kreisgrenze südlich des Aschwardener Flutgrabens bis zu den großflächigen Tideröhrichten bei Sandstedt. In dem offenen Marschgebiet liegen heute überwiegend Grünland-Ackerkomplexe und es wird von Binnengräben mit Röhrichten, Baljen sowie Fleeten durchzogen. Auf den Ackerflächen finden sich vielfältige Anbaukulturen von Gemüsekohl über Ackerbohne, Mais und Wintergetreide, auch mehrere Ökolandbau-Betriebe haben hier ihre Anbauflächen. Das Grünland ist heute relativ monoton mit überwiegend artenarmer Vegetation, ohne typische Arten der Feuchtwiesen wie Wiesenschaumkraut oder Kuckuckslichtnelke.

Um dem Vogelschutz zu einer besseren Umsetzung zu verhelfen wurde 2023 ein Kooperationsprojekt zwischen dem Landkreis Cuxhaven, der Ökologischen Station in der BioS, dem Landvolk sowie zahlreichenden Landbewirtschaftenden initiiert. Denn das Marschgebiet hat immer noch eine hohe Bedeutung als Brut- und Rastgebiet von Bodenbrütern wie Kiebitz, Feldlerche, Wiesenschafstelze, Feldschwirl und Schwarzkehlchen. Um die Entwicklung von strukturreichem Grünland und die Bestände dieser Arten zu fördern, wurden bedeutsame Einschränkungen mit einer Bewirtschaftungsruhe der Wiesenbereiche zwischen dem 15.03. und 15.06. festgeschrieben. Eine frühere Freigabe von Bewirtschaftungen kann nach Rücksprache mit der Ökologischen Station erfolgen, wenn Vorkommen der Zielarten (Feldlerche, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze, Braun- und Schwarzkehlchen) ausgeschlossen werden können (siehe Tabelle 1). In manchen Fällen konnten Teilbereiche zur früheren Mahd freigegeben werden oder es wurden breite Säume auf den Flächen belassen. Darüber hinaus findet auf den Ackerflächen ein an die Bewirtschaftung angepasster Feld- und Wiesenvogelschutz für die Arten Kiebitz und Feldlerche mit Aussparung von markierten Neststandorten und Schonung von Teilbereichen statt.

Die Zusammenarbeit erfolgt derzeit mit 10 Landwirten, zukünftig sollen weitere hinzukommen. In der Brutsaison 2023 konnten im LSG insgesamt 16 Gelege von Kiebitzen und zwei von Austernfischern auf Ackerflächen geschützt werden. Außerdem erfolgte die Bewirtschaftung (v.a. vorgezogene Mahd) im Grünland erst nach einer fachlichen Freigabe durch das Gebietsmanagement. Im ersten Jahr wurde das Projekt sehr gut angenommen und die Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftenden erfolgte auf einer unkomplizierten und vertrauensvollen Ebene. Zum Saisonabschluss wurden die Projektpartner von der UNB zu einem gemeinsamen Grillen am Aschwardener Siel eingeladen. Zudem konnten erste Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung mit einigen engagierten Bewirtschaftern umgesetzt werden, wie die Anlage von Senken und Beetgräben. Somit ist ein erster Schritt getan und die Basis für eine (erfolgreiche) Fortsetzung und die Umsetzung zukünftiger Schutzmaßnahmen gelegt.

Markiertes Kiebitznest

Bild: markierte Kiebitznester

Tabelle 1: Bei der letzten vollständigen Bestandserfassung im EU-Vogelschutzgebiet V27 Unterweser durch die BioS im vergangenen Jahr konnten im Teilgebiet des LSG Hammelwarder Sand im Landkreis Cuxhaven folgende Bestandsgrößen und Erhaltungsgrade von Bodenbrütern der Wiesen, Weiden und feuchten Säume ermittelt werden (BIOS 2023). RP = Revierpaare, BZF = Brutzeitfeststellung.

Literatur: BIOS (2023): Brutvogelerfassung im EU-Vogelschutzgebiet V 27 „Unterweser“ (Abschnitt Neuenkirchen bis Sandstedt und Tegeler Plate), Landkreise Osterholz und Cuxhaven - im Jahr 2023. Unveröffentl. Gutachten im Auftrag des NLWKN.

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  Nest eines Kiebitz

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  Nest eines Austernfischers