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Die Patenschaft - ein präventives Angebot und Hilfe zur Erziehung

Solange die Kinder unauffällig sind, werden sie mit ihren tatsächlichen Schwierigkeiten kaum wahrgenommen. Als Folge der Erkrankung der Eltern reagieren aber auch viele Kinder mit massiven Auffälligkeiten. In der Vergangenheit stellte sich bei uns im Amt Jugendhilfe in solchen Situationen oftmals die Frage: „Ist das Kind noch in der Familie zu halten oder muss eine Unterbringung in einer Pflegefamilie oder in einem Heim erfolgen?“ In vielen Krisenfällen mussten Kinder während der akuten Erkrankung der Eltern immer wieder in wechselnde Betreuungen gegeben werden. Für die Kinder bedeutete dies jedes Mal eine Umorientierung und Verunsicherung. Die Angst, die Kinder dauerhaft abgeben zu müssen, belastete die Eltern zusätzlich zur Erkrankung. Patenfamilien können diesen „Teufelskreis“ durchbrechen.

Jacob war zum Zeitpunkt seiner Einschulung noch völlig unauffällig. Mit acht Jahren wurde der Junge in der Erziehungsberatungsstelle wegen Auffälligkeiten in der Schule vorgestellt. Der Lehrerin war aufgefallen, dass Jacob innerhalb eines Jahres in seinen schulischen Leistungen unverhältnismäßig nachgelassen hatte. Gegenüber den Schulkameraden isolierte sich der Junge immer mehr, reagierte in einzelnen Situationen sehr aggressiv. In dem Beratungsprozess stellte sich heraus, dass die allein erziehende Mutter unter einer Borderlinestörung mit starken selbstverletztenden Tendenzen litt. Die Mutter war zum Zeitpunkt der Vorstellung so belastet, dass sie sich nicht mehr um den Sohn kümmern konnte. Außerdem war ein Klinikaufenthalt vorgesehen. Die Mutter konnte motiviert werden, eine Hilfe durch eine Patenschaft anzunehmen.

Durch die frühzeitige Ansprache der Lehrerin konnte in diesem Fall rechtzeitig eine Hilfe für Jacob und die Mutter eingeleitet werden. Der Junge erhielt im gleichen Ort eine familiäre Betreuung und eine schulische Förderung. Insbesondere in Krisensituationen kann Jacob sich bei den ihm vertrauten Bezugspersonen aufhalten. Die Mutter machte die Erfahrung, dass ihr das Kind aufgrund ihrer Erkrankung nicht weggenommen wird. Die Hilfe empfindet sie für sich als eine Entlastung. Diese Erkenntnis wirkt sich auch positiv auf ihre eigene physische und psychische Gesundheit aus.

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