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11.10.2021

Afrikanische Schweinepest – kreisübergreifende Übung bringt wichtige Erkenntnisse

Die Gefahr, dass die Afrikanische Schweinepest auch Niedersachsen erreicht, ist nach wie vor hoch. Damit im Ernstfall alle Abläufe und Handgriffe sitzen, hat der Landkreis Cuxhaven am Mittwoch und Donnerstag eine groß angelegte Übung ausgerichtet, an der insgesamt rund 60 Personen beteiligt waren.

Das Szenario wirkt absolut echt: Nach einer kurzen Begrüßung durch Kreisrätin Babette Bammann führt die Leiterin des Fachgebietes für Tierseuchenbekämpfung, Dr. Cornelia Cassel, im voll besetzten Sitzungssaal des Kreishauses in die Lage ein: Bei einem am Donnerstag vorheriger Woche erlegten Wildschwein sei die Afrikanische Schweinepest inzwischen durch das Friedrich-Loeffler-Institut offiziell bestätigt worden. Die aktiv zu beteiligenden Anwesenden, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Kreisverwaltungen und Jägerschaften aus den Landkreisen Cuxhaven und Rotenburg/Wümme sowie der Niedersächsischen Landesforsten, hören aufmerksam zu. Beide Landkreise seien direkt betroffen, denn das Wildschwein sei nahe Köhlen erlegt worden.

Es folgt eine Übung, die sich im Kreishaus und parallel im Windbrackenholz in Geestland (OT Köhlen) über zwei Tage erstrecken soll. Während sich im Kreishaus die anwesenden Experten aus Jägerschaft und Verwaltung über das weitere Vorgehen verständigen, findet parallel bereits in Köhlen die sogenannte „Fallwildsuche“ statt: Eine kurzfristig einberufene Eingreiftruppe aus ortskundigen Jägern und Mitarbeitenden der Veterinärämter sucht den Bereich um die Abschussstelle nach verendeten Wildschweinen ab. Anhand der entsprechend ausgelegten „Funde“ wird am Folgetag unter anderem die Bergung der Kadaver unter realistischen Bedingungen geübt.

Glücklicherweise bleibt es bei einer Übung. Die hochansteckende und für Schweine tödliche Afrikanische Schweinepest ist in Niedersachsen bislang nicht aufgetreten. Allerdings häufen sich laut Friedrich-Loeffler-Institut Fälle in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen.

Der Ernstfall hätte spürbare Folgen für Landwirtschaft, Jägerschaft und Verwaltung. Verendete Tiere müssen gesucht und eingesammelt werden. Ein Betretungsverbot für die Bevölkerung und gegebenenfalls auch Ernteverbote stehen im Raum. Zäune werden eingesetzt. Ziel soll sein: Infizierte Wildschweine zu finden aber nicht zu vertreiben. Daher wird zumeist ein Hochrisikogebiet festgelegt werden. In den ersten Wochen wird eine Jagdruhe gelten.

Besonders von einem Fund betroffen wären die Schweinehalter im Fundgebiet. Mit einem Mindestradius von 15 km um die Fundstelle wird ein „gefährdetes Gebiet“ eingerichtet. Dort ist erst einmal der Transport von Schweinen, sowie die Auslauf und Freilandhaltung verboten. Grünfutter oder Einstreu aus dem Gebiet dürfen nicht für Schweine verwendet werden.

Bei der Übung waren neben den Mitarbeitenden der beiden Landkreise Cuxhaven und Rotenburg Wümme, der Kreisjägerschaften aus dem Gebiet sowie der Niedersächsischen Landesforsten auch Teilnehmer der Landkreise Verden, Stade und Osterholz vertreten. Zusammen bilden diese Landkreise das gemeinsame Tierseuchenkrisenzentrum. Aus der real durchgespielten Situation sind wichtige Erkenntnisse entstanden. Einige am Schreibtisch erdachte Vorgehensweisen haben sich in der Praxis als untauglich erwiesen. „Wichtig ist vor allem, dass wir uns untereinander noch besser kennengelernt haben, um im Ernstfall effektiver zusammenarbeiten zu können“, macht die Leiterin des Kreisveterinäramtes, Dr. Isabell Tolmien-Burfeindt deutlich. Der Kreisjägermeister der Jägerschaft Bremerhaven/Wesermünde, Karl Ludwig Brinkmann, ergänzt: „Die realistische Durchführung hat uns sehr viel weitergebracht, als dies durch einen Vortrag möglich gewesen wäre.“ Dem zustimmend kündigt sein designierter Nachfolger Eike Lindau an: „Wir werden unsere Erfahrungen über die Hegeringleiter in die Jägerschaften einbringen.“

Zur Vorbereitung auf einen eventuellen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Landkreis Cuxhaven waren zwei Mitarbeiter des Veterinäramtes bereits zur Unterstützung der Bekämpfung der ASP in den Landkreis Görlitz abgeordnet. Bammann betont die Wichtigkeit dieses außerordentlichen Einsatzes: „Wir können uns nicht früh genug mit diesem Thema beschäftigen. Dafür haben die beiden Kollegen wichtige Erkenntnisse mitgebracht, die wir in dieser Übung bereits umsetzen konnten“, so die Kreisrätin.

Autor/in: Presse- und InformationsDienst des Landkreises Cuxhaven